Diskussion um ein Pflegeheim im Grundschulgebäude

02 Dez
2020

Am 1.12.2020 wurde im Ausschuss Schule, Soziales und Generationen zum ersten Mal beraten, welche politischen Vorgaben gemacht werden sollen, um ein Leben in Kall bis ins hohe Alter hinein zu ermöglichen. Karl Vermöhlen der SPD-Sprecher im Ausschuss: „Man darf sich keinesfalls von einem renditeorientierten und ortsfremden Immobilienentwickler sagen lassen, was gut sein soll für die Gemeinde Kall – schon gar nicht ohne zu wissen, wer denn hinterher die Einrichtung betreiben soll!“ Vermöhlen weiter: „Deshalb muss die Politik – im stetigen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern – ein Pflichtenheft erstellen, das die Grundlage für die weiter Pflegeplanung ist.“

Bereits früher war auf Initiative der SPD ein öffentliches Expertenhearing erfolgt. Dort hatten überregional anerkannte Experten festgestellt, dass die vor einigen Jahren für die Gemeinde Kall beschriebene Versorgungslücke von 80 Betten nicht mehr besteht – und das, obwohl die Menschen immer älter werden. Übrigens: Einer dieser Fachleute erstellt für den Kreis Euskirchen die aktuelle Pflegplanung – und auch diese Informationen sollten nach Willen des Ausschusses in den Masterplan für Kall einfließen.

Denn: Bei den zukünftig Pflege Nachfragenden hat sich im Laufe der Zeit ein anderer Lebensentwurf für das Alter entwickelt: Man wünscht eine möglichst lange Selbstständigkeit, die im Bedarfsfall auf ein breit gefächertes, zielgenaues und verlässliches Unterstützungssystem ergänzt wird. Ins „Heim“ zieht man im Durchschnitt erst über 88jährig; der Verbleib dort ist statistisch weniger als ein Jahr.

Dass zu einem breitgefächerten Angebots-Portfolio auch stationäre Pflege gehört steht auch für die SPD außer Frage – aber nicht 80 Betten in einem konventionellen Pflegeheim! Schmerzliche Lücken bestehen aktuell in Bereichen Kurzzeit- und Verhinderungspflege. Zukünftig werden (teil-)stationäre Pflege für noch nicht Hochaltrige sowie Tages- und ggf. auch Nachtpflege vermehrt nachgefragt. Spezielle Pflegeplätze für demente Menschen, die viel besser in kleineren Einheiten zurechtkommen, würden dies ergänzen. Weitere Wohnformen mit zunächst nicht erforderlicher, aber kurzfristig organisierbarer Pflegeunterstützung werden ebenfalls vermehrt nachgefragt.

Dass dies alles nicht unbedingt am Standort der bisherigen Grundschule umgesetzt werden kann verfestigte sich im Laufe der Diskussion. Dieser Standdort böte sich nach Auffassung der SPD für ein modellhaftes generationsübergreifendes Wohnprojekt an, bei dem auch mindestens eine Kindergartengruppe dort angesiedelt werden könnte. Partner könnten dort ggf. auch gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften sein, die nicht ausschließlich die Rendite im Blick haben. Die Gemeinde Kall könnte dies auch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft im „Bündnis für Wohnen“ des Kreises Euskirchen voranbringen.

Von daher konnten wir nach langer Diskussion den gesamten Ausschuss von unserem Antrag überzeugen: „Inklusiv, autonom sowie selbstbestimmt leben und alt werden in Kall“ überzeugen. Gern nahmen wir das von der CDU-Fraktion vorgeschlagene Adjektiv „bezahlbar“ in die Überschrift auf. Damit konnte sich der Ausschuss einstimmig hinter unserem Antrag versammeln und die Verwaltung beauftragen, die weiteren Schritte vorzubereiten.

SPD Kall
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