Kall will mit Förderprogramm Leerstand verhindern

11 Mai
2018

Kall – Wer sich um die Zukunft der Dörfer in der Eifel sorgt, für den gehen alle Warnlampen an, wenn sich leerstehende Häuser in den Orten mehren, weil deren Besitzer verstorben sind. Wenn man solche Entwicklungen unbesehen weiter laufen lässt, droht ein Lawineneffekt. Kommunen, die gleichzeitig an anderen Stellen neue Baugebiete planen, müssen sich daher die Frage stellen, ob sie nicht zu großzügig teure Infrastruktur wie Kanal-, Kabel- oder Wasseranschluss neu installieren.

Auch in der Gemeinde Kall stellt man sich seit längerem solche Fragen. Im Zentralort hat man dieses Problem zwar nicht, doch in einigen Außenorten sieht es nicht gut aus. Bereits 2015 wollte die SPD mit dem Programm „Leerstand beheben, Orte beleben“ den Kauf leerstehender Altbauten, die vor 1970 gebaut wurden und mindestens ein Jahr leer standen, fördern. Es dauerte aber einige Zeit, bis die Verwaltung den aktuellen Leerstand erfasst und eine entsprechende Altersstatistik der Gemeinde entwickelt hatte. Im vergangenen Jahr gründete sich dann die nichtöffentlich tagende Arbeitsgruppe „Wohnraum“, der jeweils zwei Vertreter der einzelnen Fraktionen angehören. Jüngst wurde erneut über ein Förderprogramm beraten, das im Kreis ein Alleinstellungsmerkmal haben könnte.

Bis zu 9000 Euro Unterstützung pro Haushalt

„Neues Leben in alten Häusern“ soll dieses künftig heißen. Erhard Sohn, Vorsitzender der Arbeitsgruppe und SPD-Fraktionschef, erläuterte: „Wer ein Haus, das länger als ein Jahr leer steht, kauft, soll, so die Vorüberlegungen, demnach von der Gemeinde einen Zuschuss bekommen.“ „Im Haushalt 2018 habe man dafür 60 000 Euro zur Verfügung, sagte er auf Anfrage. Nach den derzeitigen Überlegungen beträgt die Höchstförderung pro Familie 1500 Euro pro Jahr, dies für einen Zeitraum von insgesamt sechs Jahren. Wer einen Altbau kauft und modernisiert, könnte also bis zu 9000 Euro an Unterstützung von der Gemeinde bekommen. Die Förderhöhe werde jedoch abhängig vom Familienstand und der Kinderzahl sein, sagt Erhard Sohn.

Die ostwestfälische Gemeinde Hiddenhausen hatte bereits im Jahr 2007 das ähnliche Projekt „Jung kauft Alt“ auf die Schiene gesetzt und mit einer fast gleich gelagerten Förderung große Erfolge erzielt. Leerstände konnten verringert werden, es zogen mehr Menschen zu als wegzogen. Grünen-Fraktionschef Ekkehard Fiebrich hatte von dem Projekt erfahren und lud einen Vertreter aus Hiddenhausen ein nach Kall, der dort Bericht erstattete.

Das Modell Hiddenhausen sei allerdings nicht 1:1 zu übertragen, meint Sohn. In Hiddenhausen wolle man mittlerweile alle Immobilienlücken schließen, neue Baugebiete seien nicht geplant. Dies stelle sich für Kall anders dar. Von Köln ausgehend ins Umland gebe es eine zunehmende Nachfrage nach Bauland. Außerdem komme hinzu, dass in Kall ein neues Gewerbegebiet geschaffen worden sei. Für die dort arbeitenden Menschen müsse man auch bezahlbaren Wohnraum schaffen. Welche Priorität die Schaffung von Neubaugebieten haben soll, wird übrigens von den Fraktionen unterschiedlich gewichtet. Den Grünen ist in erster Linie die Verhinderung von Leerstand ein Anliegen.

Gemeinde will mit Broschüre aufklären

„Wir sind noch in der Diskussion über das Alter der zu fördernden Gebäude“, so Sohn. Er denke da an ein Mindestalter von 40 Jahren. „Solche Häuser haben einen größeren Sanierungsbedarf“, begründet er. Maximal 40 Objekte könne die Gemeinde dieses Jahr fördern. Schwierig für die Auflage des Fördermodells sei das außerdem vom Bund angekündigte Baukindergeld. Für Familien, deren zu versteuerndes Jahreseinkommen unter 75 000 Euro (Freibetrag 15 000 Euro pro Kind) liegt, soll pro Kind und Jahr laut Koalitionsvertrag bei einer Gesamtdauer von zehn Jahren ein Baukindergeld von jährlich 1200 Euro gezahlt werden (bei zwei Kindern wären das bis 24 000 Euro).

Das Baukindergeld des Bundes soll noch vor der Sommerpause rückwirkend zum Jahresbeginn beschlossen werden. „Es könnte sein, dass wir eine Doppelförderung unterbinden müssen. Darüber müssen wir noch diskutieren“, meint Sohn. Sicher sei aber schon, dass niemand Geld bekomme, der eine Immobilie kaufen und dann vermieten wolle. Außerdem will man die Erstellung von Wertgutachten mit 600 Euro fördern. Und die Gemeinde will „eine vernünftige Informationsbroschüre“ auflegen, in der der Bürger auch auf andere Förderungen des Landes oder des Bundes hingewiesen wird. Die Beschlüsse der Arbeitsgruppe sollen demnächst in Ausschüssen und Rat beraten werden.

– Quelle: https://www.ksta.de/30148704 ©2018

SPD Kall
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