Leben und Altwerden in Kall: Inklusiv, autonom und selbstbestimmt

15 Feb
2021

Unter dieser Überschrift des SPD-Antrags versammelten sich in der Sozialausschusssitzung im Dezember 2020 mit der SPD auch GRÜNE und CDU. Bis zu dieser denkwürdigen Sitzung wollten der Bürgermeister und große Teile des Rates die alte Grundschule an eine ortsfremde Kapitalgesellschaft verkaufen. Diese wollte an dieser Stelle ein Altenheim alter Prägung mit gut 80 Betten errichten, das Heim aber nicht selbst betreiben. Wer dies übernehmen sollte war bis dahin nicht hinterfragt worden und blieb auch weiter im Dunkeln.

Die SPD hatte schon im Herbst auf einem Expertenhearing zur Notwendigkeit weiterer Pflegeplätze in Kall gedrängt. Bei den Fachleuten hatte Einigkeit bestanden, dass für die damals noch geplante Versorgungsform und -größe kein Bedarf bestand.

Karl Vermöhlen, der sich in der SPD-Fraktion schon seit vielen Jahren um Demografiefragen und Wohnen im Alter beschäftigt: „Die Menschen wollen möglichst lange selbstbestimmt leben und nicht ins Heim. Dafür müssen neben einem barrierefreien Lebensraum niederschwellige Unterstützungsangebote vorhanden sein. Zu denken ist an Hausmeisterdienste, Wohnungsreinigung, Hilfe bei erweiterter Körperpflege – ggf. Medikamentengabe. Trotzdem bleibt man Herr in den eigenen vier Wänden. Man muss sich nicht in den eng getakteten Tagesablauf eines Altenheimes einbinden lassen.“

Karl Vermöhlen weiter: „Wenn man nicht mehr kochen will oder kann, aber die Einsamkeit beim Essen nicht mehr aushält, sollte fußläufig gemeinschaftliches Essen erleben können. „Essen auf Rädern“ ist nicht für alle eine gute Alternative. Mangelernährungszeichen gerade bei Hochbetagten, die alleine leben und essen zeigen dies immer wieder.“

Bei CDU und GRÜNEN fand diese Haltung immer mehr Unterstützung. Beide unterstützten den SPD-Antrag „Leben und Altwerden in Kall: Inklusiv, autonom und selbstbestimmt“. Von anderer Seite wurde zunächst als „ideal, aber utopisch“ bezeichnet und man drängte weiter auf die Errichtung des Altenheimes.

Die Verwaltung wurde mit dem SPD-Antrag aufgefordert Kontakt mit Investoren und Einrichtungen zu suchen, die sich mit dem von uns beschriebenen Konzept identifizieren wollten. Und das gelang!

Karl Vermöhlen: „Man sieht, dass sich Beharrlichkeit in der Sache auszahlt. So kann man zu gemeinschaftlich getragenen Lösungen kommen, die eine modellhafte Versorgung älterer Menschen bedeutet.“ Emmanuel Kunz dazu: „Natürlich hat dabei geholfen, dass sich die Mehrheitsverhältnisse im Kaller Rat geändert haben und die SPD nun die größte Fraktion stellt. Was für andere gestern noch Utopien waren, ist nun für die Kallerinnen und Kaller planungsreif geworden.“

Wir werden uns aber weiter um absehbare und bereits bestehende Versorgungsdefizite kümmern. Stichpunkte sind die bekannte Tagespflege. Aber auch Nachtpflege könnte ein Thema sein. Vermöhlen: „Das betrifft Personen, die nachts der Hilfe, diese zu Hause nicht (mehr) möglich ist. Das bedeutet aktuell meist die Übersiedlung in ein Pflegeheim, obwohl man tagsüber noch gut zurechtkäme.“ Weiter Themen sind: Kurzzeit- und Verhinderungspflege, für Menschen, die nur kurzfristig und wohnortnah intensiverer Pflege bedürfen.

Und wir müssen uns einem Bereich zuwenden, der im Kreis Euskirchen kaum Beachtung findet: Die stationäre Pflege jüngerer Menschen. Karl Vermöhlen: „Es kann nicht sein, dass Pflegebedürftigkeit weiter mit „alt“ gleichgesetzt wird. Bei jungen Menschen muss man im Zustand erhöhter Pflegebedürftigkeit andere Schwerpunkte setzen, vielleicht jüngere Bezugspersonen einbinden. Diese jungen Pflegebedürftigen kann man nicht einfach in ein Seniorenheim abschieben.“

Es bleibt eine Menge zu tun! Haben Sie Anregungen? Kennen Sie sich hier besonders aus? Melden Sie sich bei der SPD-Kall. Übrigens: Bei uns machen eine Menge neuer, parteipolitisch bisher ungebundener Bürger*innen mit.

SPD Kall
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