„Haarsträubende Situation“ an der L 206

12 Mai
2016

Kall. „Es ist eine Frage der Zeit, bis der erste Unfall passiert“, sagt Kalls SPD-Fraktionschef Erhard Sohn. Seit Eröffnung der Landesflüchtlingsunterkunft im Kaller Gewerbegebiet II Anfang des Monats ergeben sich laut Sohn an der L 206 zwischen den Kreiseln bei Brucker und McDonald’s „haarsträubende Situationen“, weil der schmale Randstreifen der Straße vermehrt als Fußweg genutzt wird.

Aktuell sind rund 200 Flüchtlinge in der Unterkunft in der ehemaligen Halle einer Glasfirma untergebracht. Wie Linda Bröking, die Leiterin der Einrichtung, mitteilt, kamen alleine am Dienstag rund 90 an. Laut Bröking ist die Unterkunft in Kall derzeit für 300 Flüchtlinge freigegeben. Es könne aber sein, dass es bis zu 500 werden.

Sohn sagt, er sei von vielen Bürgern auf die Lage an der Landstraße hingewiesen worden: „Sie verstehen nicht, dass nicht schon längst entlang diesem Teilstück ein Fuß- und Radweg geschaffen wurde.“

Die SPD-Fraktion hat bereits vor Jahren einen solchen Antrag gestellt. „Zwischenzeitlich habe ich für meine Fraktion die Forderung des Öfteren wiederholt“, sagt Sohn. Und: „Die Gefahrensituation wird sich in den Jahreszeiten, in denen es früher dunkel wird, noch verschärfen.“ Fußgänger würden dann nur schwer von den Autofahrern wahrgenommen. Weil die Fußgänger immer die Kaller Seite der viel befahrenen L 206 nutzten, würden sie die aus Richtung Wallenthaler Höhe kommenden Fahrzeuge nicht oder erst spät bemerken.

Wie Linda Bröking berichtet, wird den Flüchtlingen erklärt, dass sie von der Unterkunft aus über einen Wirtschaftsweg in Richtung Stürzerhof und über die Hüttenstraße hinauf zu den Geschäften gehen sollten. Der Weg werde auch mit den Flüchtlingen abgegangen. Entlang der sanierten Kölner Straße gebe es jetzt einen durchgehenden Fußweg, so Bürgermeister Herbert Radermacher. Für Bröking ist aber verständlich, dass die Flüchtlinge den wesentlich kürzeren Weg entlang der L 206 bevorzugen. Bröking: „Ich kann nicht jeden an die Hand nehmen.“ Sie würde es mehr als begrüßen, wenn für eine Entschärfung gesorgt werden könnte.

Sohn hatte Radermacher schon kurz vor der Eröffnung der Unterkunft auf die Gefahr hingewiesen. Eine Realisierung des Rad- und Gehwegs sei nach Mitteilung der Verwaltung gescheitert, weil ein Grundstückseigentümer dem Ausbau nicht zugestimmt habe, informiert Sohn.

Die SPD beantragt jetzt erneut, dass die Verwaltung mit dem Straßenbaulastträger und den Grundstückseigentümern verhandelt. „Auf die enorme Gefährdung hingewiesen, ist vermutlich auch das Land NRW an einer schnellen Realisierung des Fuß- und Radweges mehr denn je interessiert“, argumentiert Sohn.

Verhandlung mit Behörden

Er hofft, das sich dies auch in der Förderung der Baumaßnahme niederschlägt. Ein kombinierter Fuß- und Radweg könne auch „einen nicht unwesentlichen Lückenschluss im Radwegeplan bedeuten“.

Sohn fordert, den Antrag auf die Tagesordnung der nächsten Fachausschusssitzung zu setzen. Wegen der Dringlichkeit bittet er den Bürgermeister, schon vor der Sitzung mit den betreffenden Behörden zu verhandeln. Radermacher verspricht, sich mit dem Landesbetrieb Straßen in Verbindung zu setzen und im Ausschuss zu berichten.

Kölnische Rundschau, 12.05.2016

SPD Kall
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